Gesundheitsminister Spahn hat am 02. Juli vollmundig verkündet die neue StIKo-Empfehlung zur Kreuzimpfung umzusetzen, indem die Personen, die ihre Erstimpfung mit Vaxzevria von AstraZeneca erhalten haben, nunmehr eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie Comirnaty von BioNTech erhalten sollen. Und zwar nicht – wie bisher geplant – zwölf, sondern vier Wochen nach der Erstimpfung. Leider haben der erratische Herr Spahn und die Wankelmüter der Impfkommission es nicht für nötig gehalten, uns Ärzte als ausführende Kräfte beizeiten darüber zu informieren. Nun rennen uns – zumindest telefonisch – alle Betroffenen die Bude ein und fordern verständlicherweise umgehend ihre Zweitimpfung zu erhalten. Das ist in dieser Form nicht umsetzbar. Die Gründe hierfür sind:
- Alle Patienten, die bei uns eine AstraZeneca-Impfung erhalten haben, könnten zwar nach der neuen Regel bereits eine Zweitimpfung bekommen, da die vier Wochen bereits verstrichen sind und aufgrund von Lieferproblemen und der Planung unserer Betriebsferien nach den bisher geltenden Regeln seit dem 10.06. keine Astra-Erstimpfungen mehr erfolgt sind. Weil die aktuelle Änderung aber erst nach der obligatorischen Bestell-Deadline (Dienstags) verkündet wurde, konnten wir leider keine Bestellungen für den nun eingetretenen Fall tätigen und können den Mehrbedarf frühestens für die 28. Kalenderwoche ordern.
- Niemand weiß, ob die angeforderten Impfungen dann auch tatsächlich geliefert werden. Zwar wurde in der Presse letzte Woche verkündet, dass nun erstmals mehr Impfstoff verfügbar sei, als von den Arztpraxen abgerufen wurde, ob das aber an der plötzlich ausreichenden Lagermenge liegt oder daran, dass die Praxen aufgrund der bisherigen Erfahrungen (»bestelle 10, bekomme 2«) oder anstehender Praxisurlaubszeiten (Erstimpfungen können nur laufen, wenn die Praxis zum Zweitimpfungstermin geöffnet ist) weniger bestellt haben, ist unbekannt.
- Es ist uns als kleiner Landarztpraxis logistisch und personell schlicht und ergreifend nicht möglich, den nun zu erwartenden Ansturm in einer Zeit zu bewältigen, der allen ihre Zweitimpfung innerhalb der Vier-Wochen-Frist ermöglichen würde.
Wie geht es also nun weiter?
- Wer von uns eine AstraZeneca-Impfung bekommen hat, wird ab der Kalenderwoche 29 für die Zweitimpfung mit BioNTech eingeplant
- Eine Ausführung in dieser Woche kann aus den o. g. Gründen nicht garantiert werden
- Es gilt weiterhin, dass wir Sie kontaktieren, sobald Impfstoff für Sie zur Verfügung steht
- Es gibt keine Möglichkeit, diesen Vorgang zu beschleunigen
Wer seine AstraZeneca-Impfung nicht in unserer Praxis erhalten hat, kann derzeit keine Zweitimpfung bei uns erhalten- Update 12.07.: Wer seine AstraZeneca-Impfung nicht in unserer Praxis erhalten hat, kann seine Zweitimpfung dennoch bei uns bekommen. Bitte legen Sie einen Nachweis über die erfolgte Erstimpfung vor.
- Wer seine Erstimpfung mit BioNTech in unserer Praxis erhalten hat, erhält seine Zweitimpfung wie geplant nach sechs Wochen
Wir hoffen auf Ihr Verständnis für die Umstände. Wir Hausarztpraxen tragen weder die Schuld an diesem Impfchaos noch an den mittlerweile kaum noch nachvollziehbaren und realitätsfremden Entscheidungen der verantwortlichen Politiker. Wenn Sie sich beschweren möchten, dann tun Sie dies bitte bei der Bundesregierung. Wir tun alles, was wir können (und was man uns tun lässt).